05. bis 14. September 2015
Oban – Tobermory – Mallaig – Portree – Kinlochbervie – Stromness – Kirkwall
Zu Beginn ein Hafentag mit Crewwechsel und Einkauf in Oban. Gegen Mittag holen Henning und ich (Lars) mich (Hanno) und Matthias vom Bahnhof in Oban ab. Matthias ist sehr stolz auf seinen neuen lautlosen Rollkoffer von IKEA. Leider zerstört mein lauter Rollkoffer trotzdem die Ruhe auf dem Weg zum Fähranleger (Dafür wurde der laute Rollkoffer gebraucht gekauft, hah!, Anmerkung des Kängurus). Nachdem das Gepäck an Bord gebracht ist, setzen wir wieder über für den Einkauf. Da kein Taxi bis zur Milonga fahren kann, kaufen wir nur ein, was Rollkoffer, Rucksäcke, Plastiktüten und Wirbelsäulen hergeben. Alles gerät an seine Belastungsgrenze, auch Matthias’ toller IKEA-Porsche macht fast die Grätsche.
Abends machen wir noch bei schönem Wetter einen Spaziergang über Kerrera und sehen wie noch so oft auf dieser Reise eine ruhig dahingleitende Fähre von Caledonian MacBrayne. Dann gibt es Hähnchen Süßsauer.
Der nächste Tag beginnt mit Full English Breakfast inklusive Black Pudding auf der deutschen Segelyacht in Schottland. Um 08:20 Uhr wird abgelegt und gut zwei Stunden später geht es mit hohen Wellen in den Sound of Mull. Dicht hinter Land ist die Welle weg und quer rüber immer wieder da. Wir wollen nach Nordwesten, da kommt der Wind auch her. Jede Wende leitet einen Wetterwechsel von Nebel zu Sonnenschein und wieder zurück ein.
Nach sechs Stunden legen wir dann im malerischen Tobermory an. Wir spazieren das Hafenpanorama entlang und haben schon bald alles erkundet. Bis auf die Destillerie, die ist leider sonntags geschlossen.
In Mallaig hatten wir das Glück, Mirja und Frank mit an Bord nehmen zu können und das WM-Quallifikationsspiel Schottland gegen Deutschland in einem schottischen Pub sehen zu können. Wir – als quasi offizielle Vertreter aus dem Land des “Fucking Worldchampion” – wurden sehr freundlich empfangen. Schönerweise war das Spiel ja recht ausgeglichen und die Schotten hatten schon nicht ganz zu Unrecht die Sensation gewittert. Naja, geklappt hat es nicht, aber sie fügten sich dann sehr souverän ihrem Schicksal. Ungefähr so wie der geneigte 96-Fan dieser Tage das auch können muss. Bei einem Sieg hätten sie uns vermutlich nach einigen Runden Freibier als Trophäe durchs Dorf getragen. War auf jeden Fall auch ohne das ein schöner Abend.
Kinlochbervie war unser nördlichster Hafen auf dem schottischen Festland. Puls des Ortes mit 500 Einwohnern ist die Fischversteigerungshalle neben dem kleinen Hafen, in dem relativ große Fischfangschiffe anlegen können. Der Fisch wird direkt vom Fangschiff in die Auktionshalle gebracht und dort lautstark versteigert. Zunächst schauen sich die Ankäufer die einzelnen Kisten mit den verschiedenen Fischen in Ruhe an, ohne dabei eine Miene zu verziehen, bis es dann plötzlich los geht. Der Auktionator ruft Unverständliches und die Käufer antworten ebenso durcheinander. Ab und zu gibt es eine kurze Pause und der Auktionator wirft vorgefertigte Zettel mit Namen in eine Handvoll Fischkisten, danach geht das Geschrei wieder los. Zuvor hatten wir noch gestaunt, wie gut man die Schotten verstehen kann, aber bei diesen Verhandlungen verstehen wir wirklich kein Wort.
Wir entscheiden uns für einige Haddocks, die wir später als Schellfische (Melanogrammus aeglefinus) identifizieren können, verzichten beim Kauf aber auf das übliche Prozedere: Wir brauchen den Auktionator gar nicht anzuschreien, den Großdeal mit uns wickelt er nebenbei ab. Matthias beeindruckt uns dann alle, indem er die Fische aufs Professionellste filetiert.
Am nächsten Tag steht ein Schlag von rund 70 Seemeilen bis Stromness auf den Orkney Islands an. Zu Beginn entspannen wir uns bei achterlichem Wind, bis wir Cape Wrath umrunden – das Kap des Zornes, die äußerste nordwestliche Ecke des schottischen Festlandes. Von dort sind es noch 55 Seemeilen bei Windstärke 6 bis zu den Orkneys. Nach unruhigen Stunden türmt sich mitten in der Nacht dann die Felsküste von Main Island vor uns auf. Nachdem wir in der Dunkelheit einen Liegeplatz gefunden haben, bereitet Matthias noch einen wunderbaren Linseneintopf zu, der uns allen sehr schmeckt.
Am folgenden Tag erkunden wir die graue Stadt am Meer, die zweitgrößte des Orkney Archipels. Wir kaufen ein, schieben eine ruhige Kugel und bleiben den ganzen Tag im Hafen. Die aktuellsten Wetterberichte sehen wir ein wenig skeptisch…
Der nächste Tag wird zu Beginn genutzt, um das Groß ein bisschen zu reparieren und einen passiven Radarreflektor anzubringen, von dem wir glauben, dass er bei der Nordseeüberquerung ganz nützlich werden könnte. Nachmittags legen wir ab, Ziel Kirkwall. Beim Auslaufen sehen wir so manch Neues, was uns beim nächtlichen Einlaufen noch verborgen blieb. Auf den letzten Meilen vor Kirkwall beeindrucken uns dann wieder einmal die Wasserströmungen. Sie machen komische Dinge mit Milonga.
Beim Besuch der Highland Park Destillerie in Kirkwall wurde uns erklärt, dass dort der beste Whisky der Welt produziert wird. Die Lage auf den Orkneys gereicht zum Vorteil, da die gleichbleibend hohe Luftfeuchtigkeit für eine geringe Verdunstung (Angel Share) während der Reifung sorgt. Na, wer’s glaubt, aber lecker war das Zeug. Und marketingtechnisch ist Firma Highland Park ganz vorne mit dabei. Auf dem langen Rückweg von der Destillerie zur Milonga werden wir so zum Abschluss in Schottland noch einmal richtig schön nass, nichts bleibt trocken.
Später verholen wir zum Tanken. Es regnet immer noch und es ist kalt, aber die Hafenmeisterin lässt es sich nicht nehmen uns im Minirock abzufertigen. Dann warten wir noch, bis es richtig dunkel und richtig nebelig wird und laufen dann aus. Zum Glück mit passivem Radarreflektor. Nächster Hafen in ein paar Tagen: Skagen.
Hanno und Lars
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