Einmal die Kanalinseln besegeln, so der Plan für diesen Sommer. Die Crew für den Törn vom 22. bis 29. August mit Skipper war bereits beim traditionellen Labskausessen im Winter gefunden. Doch wie so einige Veranstaltungen beim ASV z.H. dieses Jahr nicht stattfinden konnten, konnte auch der Seereiseplan nicht wie geplant durchgeführt werden und das Vorhaben „Milonga goes South 2020“ wurde vorerst verschoben.
Passend zur letzten Augustwoche war Milonga dann nach Reparatur des Ruders wieder zurück im Wasser und die erste Crew, die wieder Leinen loswerfen und Segel setzen durfte, waren wir: Niklas als Skipper zusammen mit der Crew bestehend aus Robert, Lars, Ksenia, Sarah und Stefanie. Doch obwohl zunächst schon am Samstagabend die ersten Meilen gesegelt werden sollten, machten uns die ungünstigen und sehr unberechenbaren Wetterverhältnisse einen Strich durch die Rechnung. So durfte Milonga noch eine Nacht länger in der Böbs Werft in Travemünde nächtigen und es blieb ausreichend Zeit (nach frischen Fischbrötchen!) für eine Törnplanung und das Anbrechen der ersten Gin Flasche am Abend. Am Sonntag ging es dann nach dem Tanken und Fotoshooting mit der vorbeifahrenden Kogge los nach „cooling‘s born“ – oder wie heißt die schnieke Marina nochmal? Bei gutem Wind und Raumschotskurs erwies sich Lars, der mit diesem Törn seine ersten Seeseglererfahrungen sammeln sollte, als äußerst seetauglich trotz achterlich einfallender Welle und Milonga zeigte auf ihrem Ritt gen Osten direkt, was sie kann. Den Abend konnten wir dann bei Sonnenuntergang und captain’s dinner genießen. Es sollte nicht der letzte Abend sein, wo die Crew einstimmig versuchte den Skipper zur Planungsänderung zu überreden: auf nach Bornholm! Am nächsten Morgen ging es aber leider von Kühlungsborn aus nicht viel weiter östlich für Milonga, sondern gen Norden über die Ostsee nach Dänemark, wo wir in Gedser Havn festmachten. Bei wieder einmal gutem Wind erreichten wir die dänische Insel (nein, leider nicht Bornholm…) bereits am Nachmittag, was uns Zeit für einen kleinen Stadtspaziergang gab. Hier zeigte sich wahres Geschick und logisches Denkvermögen beim Duell im Outdoor-Schach, was wohl zur Inszenierung der Touristen (wir waren gefühlt die Einzigen?) im Stadtkern bereitstand. Der Schlag am nächsten Tag sollte in einen passenden Hafen gehen, um die angesagten Böen dank „Kirsten“ am darauffolgenden Mittwoch entspannt abwettern zu können. Es ging dafür nach Burgtiefe auf Fehmarn mit den Tag über verteilt mal mehr und mal weniger Wind, was dafür aber Gelegenheit zum Musizieren an Deck bot. Außerdem konnte Robert das erste Mal seinen Köder über Bord werfen.. doch scheinbar beißt bei knapp zwei Knoten Fahrt kein Ostseedorsch an. Nach – wie immer – mit reichlich Spaß überstandener Flaute und Winddreher gelangten wir nach Fehmarn und das Dinghi durfte sich auch endlich für diese Saison entfalten. „Dinghinator, Dinghinator, Dinghinator, hier ist Milonga, wo bleibt der Dorsch?“, hieß es abends noch per Funk an die Angelcrew Lars und Robert. Doch da uns der Außenborder im Stich gelassen hatte, ging es für den Dinghinator nur mit Rudern und damit nicht weit voran. Am nächsten Morgen wurde ganz nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm ääh oder Fisch“ ein nächster Versuch bei Sonnenaufgang von Niklas und Robert gestartet. Leider auch diesmal ohne Erfolg und dabei sollte es auch bleiben…
Abgewettert wurde dann fleißig mit To Do Liste, die einige Reparaturen an und unter Deck sowie natürlich auch dem Lernen von Songtexten für die nächste „DJ Robèr und die Backbord Bastards“ Session beinhaltete. Das Spazierengehen mit Halt auf dem Spielplatz und die Herausforderung des Kuchenbackens auf Milonga blieb dabei auch nicht aus. Abends wurden dann noch kräftig die Stimmbänder trainiert und jegliche Küchenutensilien als Perkussionsinstrumente erprobt, was dank unserer sympathischen Nachbarn ohne Kommentare bis in die Nacht toleriert wurde. Am nächsten Vormittag ließ uns Kirsten noch immer nicht Auslaufen und gen Nachmittag steuerten wir dann nach anderthalb Tagen an Land endlich wieder aufs Meer hinaus. Vorhaben: nach Grömitz, so steht es im Logbuch. Doch unser Skipper konnte sich noch immer nicht von den vorherigen Ankerplänen für die anstehende Donnerstagnacht lösen und so wurde kurzerhand eine passende Bucht für den in der Nacht vorhergesagten Winddreher von Südwest über Süd nach Ost gefunden. Es sollte die Bucht vor Wismar, genauer vor der Marina in Boltenhagen sein. Durch diese Planänderung kam also auch eine Nachtfahrt nicht zu kurz und Sarah navigierte uns sicher durch die Untiefen und flachen Passagen auf dem Weg zum Ziel, was wir nach Mitternacht erreichten. Dank Roberts Motivation zum Frühaufstehen und Angeln blieben die Ankerwachen für die restliche Crew überschaubar kurz. Am nächsten Morgen wurde noch kurzer Hand das Baderevier getestet, bevor der Anker geholt und aus der Bucht herausgesegelt wurde. In einem Punkt waren wir uns dabei alle einig: der Urlaub sollte hier noch nicht enden. Travemünde anzulaufen war keine Option. Also teilten wir uns den immer sonniger werdenden Tag mit einem Schlag in die Lübecker Bucht und einem Manövertraining vorm Neustadter Hafen ein. In Neustadt festgemacht, wurde abschließend noch einmal bei tiefstehender Sonne musiziert (vielleicht gibt es zum nächsten Stiftungsfest mal einen Einblick). Robert tischte traditionell Labskaus auf und dazu wurden die letzten Kühlakkus (Dosenbier in Milongas Kühlschrank funktioniert tadellos!) vernichtet. Am nächsten Morgen ging es für fünf von sechs ASVler dann zurück nach Travemünde in den altbekannten Fischereihafen. Für Stef ging es bereits am Morgen zurück nach Hannover und sie drückte sich vorm klassischen Putzen, „klar Schiff machen“ und Übergabeprotokoll abarbeiten (Revanche wird noch ausgehandelt…). Wie immer wurde es für alle übrigen ein langer Tag, der noch mit Fischbrötchen und einem letzten Cappuccino für unseren Skipper mit einem lachenden und einem weinenden Auge beendet wurde und alle ihre Reisen zurück nach Hannover/Mardorf/Berlin/Kiel antraten. Sicher ist: nächstes Jahr geht es dann tatsächlich mit Milonga auf die Kanalinseln – oder nach Bornholm!