Milonga und der Böse Wolf

Treckersegeln #4      
26. September bis 3. Oktober 2020

Unser diesjähriger, schon fast traditioneller Herbstanfangs-Törn (Treckersegeln) ergab in etwa eine Runde rund Lolland.



Um uns auf der Reise auch künstlerisch herauszufordern, haben wir (Henning und ich) beschlossen, auf dem gesamten Törn nur Schwarz-Weiss-Fotos zu machen. So haben wir also unsere Kameras auf den Monochrom-Modus umgestellt. Dadurch haben wir uns gezwungen, unseren Blick auf dieser Reise für die Schwarz-Weiß-Fotografie zu schulen. Ob es gelungen ist, dürft ihr gerne selbst beurteilen.

Zusätzlich hatte ich mir vorgenommen, endlich einmal auch ein paar Fotos von aktiv segelnden Menschen zu produzieren. Es kommt aber nicht immer so gut an bei den Mitseglern, ihnen bei jedem Manöver die Kamera vor die Nase zu halten. So hatte ich meist schon bald wieder eine Kurbel oder Schot in der Hand (“Halt mal kurz”).

Timmendorf auf Poel ist immer ein schöner Hafen. Ein netter Strand direkt neben dem kleinen Hafen, Badewetter war aber aus unserer Sicht keins mehr. Trotzdem herrscht immer eine schöne Stimmung dort und auf dem Nachbarboot lebte ein offenbar sehr seetüchtiger Hund, der die Ruhe im Hafen aber augenscheinlich auch sehr genoss.

Kommt man nach Gedser, segelt man zunächst auf den großen Fähranleger zu, bevor man nach Backbord in das Fahrwasser zum Sportboothafen einschwenkt. Wir sind ein wenig in der Gegend spazieren gegangen, die schöner ist als man vermuten würde, wenn man nur den Fähranleger von der Durchreise kennt. Die lautstarken Durchsagen der Fähren wirken allerdings etwas deplaziert, wenn man durch das nahegelegene Wäldchen streift.

Laut Hafenhandbuch ist Bandholm “Ein kleiner Industriehafen der verlassen wirkt”. Stimmt, sieht alles recht verlassen und altmodisch aus. Besonders interessant waren hier die von zahlreichen Vögeln bevölkerten Bäume auf der kleinen, dem Hafen vorgelagerten Insel Havneø. Lautlos glitten wir vom Restwind des Tages angetrieben langsam daran vorbei. Die abendliche Stimmung war sehr friedlich und wurde auch nicht durch das Erscheinungsbild des tatsächlich recht verlassen wirkenden Hafens gestört. Es gab keinen Lärm, keinen Verkehr und bis auf relativ frisch aufgetürmte Holzschnitzelhaufen keine Anzeichen für einen noch laufenden Betrieb des Industriehafens. Wir machten ein paar Bilder und genossen einen weiteren sehr ruhigen, entspannten Abend.

“2 Meter Wassertiefe, die Zufahrt neigt zur Versandung”, sagte das Hafenhandbuch. Dank dem akribisch auf dem Vordeck Ausschau haltenden Ulli haben wir es sicher durch die Untiefen vor dem kleinen Fiskeri- og Lystbådehavn Tårs geschafft. Der Hafen von Tårs ist wirklich winzig und die Zahl der Gastliegeplätze tatsächlich an einer Hand abzuzählen. Der Grund für das schnelle Versanden der Rinne ist ganz offenbar die Fährverbindung Langeland – Lolland, die etwa im 20-Minuten-Takt direkt vor dem kleinen Fischerhafen vorbei führt und unweit den Lolland-seitigen Anleger der Verbindung ansteuert.

Heiligenhafen war dann der totale Kontrast zu dem kleinen Hafen von Tårs. In der riesigen Marina war noch jede Menge los. Am folgenden Wochenende fanden die letzten SKS-Prüfungen der Saison statt, so waren zahlreiche Crews im Hafen und auch draußen im Fehmarnbelt fleißig beim Üben. Beim ersten bis dritten Anlegebierchen wurden rings um uns her fast im Minutentakt An- und Ableger geübt, längsseits am Stegkopf oder auch rückwärts durch die Boxengasse. Es wurden von unterschiedlichen Crews unterschiedliche Varianten favorisiert.

Abschließend hat sich die im letzten Jahr ermittelte Zahl von 2,3 Liter bestätigt. Und der Böse Wolf – ja, der wollt’ uns was – erwischt hat er uns aber nicht.

Ein schöner Törn bei bestem Segelwetter liegt hinter uns. Die Tradition des herbstlichen “Treckersegelns” werden wir fortsetzen, vielleicht dann auch schon 2022 endlich wirklich, wie ursprünglich schon für diesen Herbst geplant, in deutlich südlicheren Gefilden.

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